Nichts geht ohne Vakuum
Die Basis für High-Tech und Zukunft
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Ohne Vakuum geht nichts – das ist eine wichtige Erkenntnis und gilt in der modernen Hochtechnologiewelt mehr denn je. Die Theorie von der Existenz des Vakuums geht bis in die Antike zurück, die griechischen Philosophen Leukipp und sein Schüler Demokrit beschrieben die Welt als das Zusammenwirken von Materie und leerem Raum. Bis weit über das Mittelalter hinaus setzte sich jedoch die Auffassung vom „horror vacui“, dem Schrecken der Natur vor der Leere, durch. Welch ein fataler Fehler, denn diese Auffassung versperrte und „vernebelte“ der Menschheit den Blick: „Dass ich erkenne, was die Welt im Innerstern zusammenhält.“, wie es Goethe seinen Doktor Faust ausrufen lässt.
Mit seinem berühmten Magdeburger Halbkugelexperiment ebnete Otto von Guericke den Weg zum Beweis der Existenz des Vakuums. Ende des 19. Jahrhunderts kristallisierte sich mit der Erfindung der Glühbirne heraus, dass Licht die Vakuumtechnik braucht.
Ernst Abbes bahnbrechende Erfindung des wissenschaftlichen Mikroskopbaus waren durch das verfügbare Objektivmaterial Grenzen gesetzt. Schon bald reichten die Fortschritte bei der Herstellung optischer Gläser und die Qualität der in der Natur auffindbaren Flussspatkristalle nicht mehr aus. Den Durchbruch bildete die synthetische Erzeugung von Fluoriden im Vakuum. Mit der Entwicklung des reflexmindernden T-Belages zur Entspieglung von Optiken und der Elektronenmikroskopie wurde die Abhängigkeit der Optik vom Vakuum noch deutlicher. Moderne Optik war und ist ohne Vakuum schlicht nicht realisierbar.
Schauen wir uns in unserer gegenwärtigen Welt um: Angefangen vom vakuumverpackten Kaffee oder der Verlängerung der Haltbarkeit von Lebensmitteln in vakuumierter Verpackung, dem Staubsauger bis hin zu im Vakuum beschichteten PET-Flaschen ist unser tägliches Leben ohne Vakuum heute nicht mehr vorstellbar. Handy, Industrie 4.0, Displaytechnik und vieles mehr würde es ohne die Vakuumtechnik nicht geben.
Dekorative und funktionale Beschichtung im Vakuum fasziniert Menschen in allen Lebensbereichen und Kulturen. Die gewaltigen vielfarbig schillernden Kronleuchter in der Moschee von Abu Dhabi würde es ohne Vakuum ebenso wenig geben wie die intelligenten LED-Autoscheinwerfer.
Auch die moderne Wissenschaft hat Erfolge auf der Grundlage der Vakuumtechnik vorzuweisen, denken wir nur an die Entdeckung des Higgs-Bosons und den Nachweis der Existenz der Gravitationswellen.
Die Vakuumtechnik des 21. Jahrhunderts ist ein unverzichtbarer „Enabler“ für vielfältige vakuumgestützte Technologien und hat somit eine entscheidende Funktion in der Entwicklung der Menschheit. Im Gegensatz dazu wird uns Vakuumtechnikern gegenwärtig mit der uns zugewiesenen Rolle als „Nischenanbieter“ weder gesellschaftspolitisch noch aus wissenschaftlicher Sicht die erforderliche Aufmerksamkeit entgegengebracht, die wir brauchen, um der weiteren Entwicklung den notwendigen Schub zu verleihen.
Die Deutsche Vakuumgesellschaft und ihr Vorstandsrat haben sich für das Triennium 2017–2020 das Ziel gesetzt, hier einen Paradigmenwechsel herbeizuführen. Wir wollen die vakuumgestützten Technologien und Wissenschaften stärker vernetzen, ihnen dadurch mehr Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit und Gewicht sowie Gehör in der Politik verleihen. In der ergebnisorientierten und innovativen Zusammenarbeit von Industrie und Forschung, der sich die DVG zukünftig noch intensiver widmen wird, liegt ein Schlüssel für den Erfolg. Die inhaltliche Umstrukturierung und Fokussierung unserer Mitgliederzeitung VIP im letzten Jahr hat schon den Startschuss für diese Veränderung gegeben.
Lassen Sie uns gemeinsam die große Aufgabe des Paradigmenwechsels angehen, indem wir Wissenschaft und Industrie der vakuumgestützten Technologien enger zusammenführen und damit dem Fortschritt der Menschheit mit der „Kraft des Nichts“ einen neuen Impuls geben.
Dr. Ute Bergner
VACOM Vakuum Komponenten &
Messtechnik GmbH
Präsidentin der Deutschen Vakuumgesellschaft DVG